Benutzerhandbuch

2.1 Hintergrundwissen

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Farbmanagement beschreibt den Prozess eine vorhersehbare Farbwiedergabe zu jedem Zeitpunkt der Produktion zu ermöglichen. Die Einhaltung von Richtlinien ist dabei Grundlage für den gewinnbringenden Einsatz dieser Technologie in der Erstellung, der Verarbeitung und Ausgabe von PDF-Dateien. Erfahren Sie in diesem Kapitel ,

1. Technologie im Überblick

Der Sinn und Zweck digitalen Farbmanagements ist vornehmlich die richtige Wiedergabe von Farben auf den Ausgabegeräten wie Monitor oder Drucker. Farbmanagement stellt dabei so weit wie möglich sicher, dass die Darstellung bestimmter Farbwerte auf verschiedenen Ein- und Ausgabegeräten für das menschliche Auge »gleichgeschaltet« wird. Dabei müssen RGB- bzw. CMYK-Werte verändert werden, um einen einheitlichen visuellen Eindruck zu erzeugen.

1.1. Problemfelder

Spricht man von Farben in Form von Farbnamen wie Orange, Rot, Grün usw., hat jeder von uns im Kopf eine bestimmte Vorstellung, wie die Farbe aussieht. Werden Farben in Form von Farbwerten wie 0|100|100|0 in CMYK angegeben, wissen viele, dass damit ein Rot im Druck erzeugt wird. Wird ein Farbwert 255|0|0 in RGB angegeben, wissen wir auch, dass damit ein Rot am Monitor erzeugt wird. Doch welches Rot ist es wirklich und habe ich dieses Rot wirklich so gewollt?

  • Problem 1  – Farben können zwar in unterschiedlichen Farbsystemen über Nummern beschrieben werden, wie sich diese aber für uns zeigen, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
  • Problem 2  – Dass es unterschiedliche Farbsysteme – additiv und subtraktiv – gibt, stellt uns nicht vor das Problem. Das Problem liegt dabei jedoch darin, dass in unterschiedlichen Farbsystemen auch die Anzahl der reproduzierbaren Farben (auch Farbumfang genannt) unterschiedlich sein kann.
  • Problem 3 – Selbst wenn man sich im selben Farbsystem, z. B. CMYK befindet, kann sich in Abhängigkeit des Bedruckstoffs ein und derselbe Farbwert unterschiedlich im Druck zeigen.
  • Problem 4 – Müssen Farben zwischen verschiedenen Farbsystemen konvertiert werden, so müssen Überlegungen angestellt werden, wie beispielsweise Farben des Quellfarbraums, die im Zielfarbraum nicht verfügbar sind, abgebildet werden können.

Die Liste der Probleme lässt sich wahrscheinlich unendlich fortführen. Die vier angegebenen Probleme sollen zeigen, dass, wenn man von Farbe spricht, nicht von absoluten Werten oder Zuständen, sondern vielmehr von interpretierten, wahrgenommenen und angepassten Verhältnissen gesprochen werden muss.

1.2. Komponenten des Farbmanagements

Um die Arbeitsweise von Farbmanagement und auch nachfolgende Ausführungen in diesem Kapitel zu verstehen, müssen Sie vier Begriffe verinnerlicht haben:

1.2.1. Farbumfang

Der Begriff Farbumfang (Color Gamut) beschreibt die Größe des darstellbaren bzw. aufnehmbaren Farbumfangs eines Mediums. Damit wird die Anzahl der zu reproduzierenden Farben des Mediums wie Monitor, Beamer, Sensor der Digitalkamera, Sensor des Scanners, Ausdruck eines Tintenstrahldrucksystems auf einem zu bedruckenden Material usw. angegeben.

Abbildung 1: 3D-Modell des Farbumfanges einer Material-Druckkombination innerhalb des theoretisch sichtbarem Farbraum Lab (weißer Würfel)

Farbumfang Lab

1.2.2. Farbrechner

Die Umrechnung der Farben vom Quell- in den Zielfarbraum wird von einem kleinen Stück Software – dem Farbrechner (Color Engine) – vorgenommen. Die Details der Umrechnung – z. B. welcher Farbwert im Falle einer doppelten Belegung oder bei Nichtverfügbarkeit verwendet wird – werden dem jeweiligen Farbrechner überlassen, wodurch ein und dieselbe Transformation zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann, wenn ein anderer Farbrechner verwendet wird. Die drei Aufgaben eines Farbrechners sind:

  1. Umrechnung der Farbwerte des Quellfarbraumes in den Zielfarbraum
  2. Errechnen der Zwischenwerte, für die im Quell- und Zielfarbraum nicht vorhandenen Werte
  3. Heranziehen der Berechnungsvorgaben, die durch den Rendering Intent vorgegeben sind

Farbrechner unter MacOS bzw. Windows

Der Farbrechner wird unter MacOS durch ColorSync, unter Windows 7, 8 bzw. 10 durch WCS zur Verfügung gestellt. In der Grafischen Industrie sind neben diesen Farbrechnern auch Adobe ACE sowie der Heidelberg Farbrechner bekannt. Im Workflow wird der Farbrechner von ColorLogic – CrossXColor – verwendet.

1.2.3. ICC-Profil

ICC-Profile beschreiben den farbreproduktionsspezifischen Charakter des Farbraums eines Geräts in der Terminologie des absoluten Farbraums. Anders gesagt: Ein Profil ist eine Tabelle, in der die Farbwerte (RGB oder CMYK) aller verfügbaren Farben des Geräts und die entsprechenden Farbwerte in Lab (die Farbnummernbeschreibung des absoluten Farbraums) aufgelistet werden. Die Erstellung eines Profils basiert fast ausschließlich auf der spektralen Messung von reproduzierten Farbwerten eines Geräts bzw. eines Bedruckstoffs. Bei der Messung werden dabei spektrale Messergebnisse in den Werten eines mathematischen Farbraums – bei ICC ist es Lab – abgebildet.

Abbildung 2: Tabellarische Übersicht eines RGB- bzw. CMKY-Farbprofils

ICC-Profil / Tabelle

1.2.4. Rendering Intent

Bei der Transformation vom Quell- in den Zielfarbraum müssen für den Zielfarbraum nicht-reproduzierbare Farben des Quellfarbraums »vernünftig« in die nächstmögliche Farbe verschoben werden. Eine Farbraumprojektion muss dabei so erfolgen, dass eine für das Auge empfindungsgemäß optimale Farbanpassung herauskommt. In der Reproduktion für den Druck handelt es sich bei diesem Vorgang meist um eine Farbraumkompression (Gamut-Mapping). Da es in der Reproduktionstechnik unterschiedliche Abbildungsabsichten gibt, hat das ICC vier verschiedene Rendering-Intents (RI) definiert:

  • Perzeptiv: Die wahrnehmungsorientierte Farbumfanganpassung bewirkt die empfindungsgemäß bestmögliche Anpassung des Quellfarbraums an den Zielfarbraum. Die Farben eines Bildes werden so auf den Zielfarbraum abgebildet, dass alle Farben etwas verändert werden, um Platz für die außerhalb des darstellbaren Farbraums liegenden Farben zu schaffen. Insgesamt wird also der Farbraum so komprimiert, dass möglichst alle vor der Transformation unterscheidbaren Farben auch nachher noch unterscheidbar bleiben.

Dieser Rendering-Intent wird vor allem bei der Separation von Bildern zur harmonischen Wiedergabe von Vorlagenfarben eingesetzt. Das Bild wird in Summe meistens heller.

  • Absolut Farbmetrisch: Die absolut farbmetrische Farbumfanganpassung bewirkt, dass alle innerhalb des Zielfarbraums liegenden Farben inklusive des Weißpunkts (Papierweiß wird simuliert) identisch abgebildet werden. Alle außerhalb des Zielfarbraums liegenden Farben werden auf den Rand des Farbraums in Richtung des Papierweiß verschoben; sie werden quasi abgeschnitten.

Diese Farbumfanganpassung wird empfohlen, wenn die Farbräume von Quell- und Zielfarbraum fast identisch (sehr groß) sind oder der Zielfarbraum größer ist als der Quellfarbraum. Beim Erstellen eines Soft- bzw. Papierproofs ist die Verwendung des absolut farbmetrischen Rendering-Intents Pflicht, da dadurch der Weißpunkt – das Papierweiß – des zu simulierenden Ausgabefarbraums im Proof erhalten bleibt, womit die Anmutung des Bedruckstoffs annähernd abgebildet werden kann.

  • Relativ Farbmetrisch: Die relativ farbmetrische Farbumfanganpassung funktioniert wie beim absolut farbmetrischen Rendering-Intent, jedoch wird hier der Weißpunkt des Quellfarbraums an den Weißpunkt des Zielfarbraums angepasst, und alle druckbaren Farben werden relativ zum neuen Weißpunkt (Lichtweiß) neu positioniert.

Dieser Rendering-Intent wird zur exakten und medienbezogenen Wiedergabe der Vorlagenfarbe herangezogen. Eine gute Ausgangsbasis dafür besteht, wenn der Zielfarbraum sich nicht sehr stark vom Quellfarbraum unterscheidet oder sich im Ausgangsbild nicht sehr viele »nicht druckbare« Farben befinden. Dieser Rendering-Intent ist in der Praxis der bevorzugte Intent, da damit möglichst gesättigte Farben erzielt werden und Weiß für den Betrachter als Weiß erhalten bleibt.

  • Sättigung: Die sättigungserhaltende Farbumfanganpassung verschiebt nicht druckende Farben zum nächsten gesättigten Farbton. Das Verschieben erfolgt nicht in Richtung Weißpunkt, sondern in Richtung Farbtonsättigung. Für die Konvertierung von Geschäftsgrafiken ist dieser Rendering Intent somit ideal.

Dieser Rendering-Intent wird für die Ausgabe von Geschäftsgrafiken und Präsentationen empfohlen, nicht jedoch zur Verarbeitung von Bildern in der Druckvorstufe.

Abbildung 3: Gegenüberstellung des farbmetrischen (links) bzw. perzeptiven Rendering Intent

Rendering Intent

2. Farbmanagement in der Praxis

2.1. Warum Farbmanagement anwenden?

Das Wissen um Farbmanagement kann immer dann gewinnbringend eingesetzt werden, wenn Farben mit dem Ziel der bestmöglichen Erhaltung der Quellfarbe zwischen unterschiedlichen Farbräumen konvertiert werden müssen. Dass Sie sich dabei, bedingt durch den unterschiedlichen Farbumfang, mit Einschränkungen arrangieren müssen und keine 100 %ige Übereinstimmung erzielen können, ist zu akzeptieren. In jedem Fall können Sie durch den Einsatz von Farbmanagement das Optimum hinsichtlich der Farbigkeit erreichen. Farbmanagement hat jedoch auch seine Grenzen.

Da mit Profilen unterschiedlichste Geräte und Bedruckstoffe beschrieben werden können, kann eine Simulation des letztendlich zu erreichenden Ergebnisses am Monitor oder durch ein Proof erzeugt werden. Damit erhöht sich die Reproduktionssicherheit und verkürzt dadurch Produktionszeiten, da schon im sehr frühen Stadium gegengesteuert werden kann.

Von der Globalisierung in der Industrie ist auch die Druckindustrie nicht ausgenommen. Da in den meisten Druckprojekten zu Beginn noch nicht feststeht, wann, wo und auf welchem Bedruckstoff letztendlich gedruckt wird, kann Farbmanagement uns dabei helfen, den doch sehr aufwendigen Teil der Optimierung der Druckdaten auf einen möglichst späten Zeitpunkt zu verlegen.

Farbmanagement hilft uns auch, die gleichbleibende Qualität in einer lang andauernden Produktion sicherzustellen, denn auch Profis der Bildbearbeitung können nicht zu jeder Zeit und unter jeder Bedingung immer nur das Optimum liefern. Dass Profis der Bildbearbeitung bessere Ergebnisse als über eine Standardkonvertierung erzielen können, ist und bleibt Fakt. Dass dafür viel Zeit und Geld verwendet werden muss, steht auf einem anderen Blatt Papier.

2.2. Statements zum Farbmanagement

Nachfolgende Statements versuchen noch wichtige Aussagen zum Verstehen von Farbmanagement zu formulieren.

  • Eine Farbraumkonvertierung erfolgt immer von einem Quellfarbraum in einen Zielfarbraum.
  • Der Farbumfang des Quell- und des Zielfarbraums müssen dabei in Form von Profilen beschrieben sein.
  • Jede zu konvertierende Datei muss mit einem Quellprofil gekennzeichnet sein. Nur wenn die Herkunft bekannt ist, kann eine korrekte Konvertierung in den Zielfarbraum optimiert erfolgen.
  • Eine Farbkonvertierung erfolgt im klassischen Farbmanagement immer von einem geräteabhängigen (durch ein Profil beschriebenen) Quellfarbraum in den absoluten (Lab-) Farbraum und von dort wiederum in den geräteabhängigen (durch ein Profil beschriebenen) Zielfarbraum.
  • Wenn die Farbraumkonvertierung über den absoluten Farbraum abgebildet wird, werden beispielsweise bei einem Graustufenbild nach CMYK-Konvertierung auch Schwarztöne durch den CMYK-Aufbau beschrieben.
  • Müssen Dateien von einem CMYK-Ausgabefarbraum in einen anderen CMYK-Farbraum konvertiert werden, wird dadurch eine vollständige Neuseparation – neben dem Schwarzaufbau werden sich auch die Farbwerte ändern – durchgeführt.
  • Durch die Konvertierung von einem Farbraum in den anderen können reine Farben etwas verschmutzt werden.
  • Um die Schwächen der klassischen Farbraumkonvertierung zu umgehen bietet sich der Einsatz von DeviceLink-Profilen an, worüber eine Konvertierung vom Quell- in den Zielfarbraum direkt, also nicht über Lab – erfolgt.
  • Beim Hin- und Zurückkonvertieren von Farbräumen zwischen zwei Farbräumen kann es zu leichten Veränderungen bei den Farbnummern kommen. Werden zu viele Farbkonvertierungen durchgeführt, kann das Bild darunter hinsichtlich der Farbe – Verflachung des optischen Kontrasts – nur leiden.
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